Paprika Jungpflanzen heranziehen
Die Jungpflanzenanzucht sollte erst wieder bei Taglängen von über neun Stunden anfangen, da bei früheren Aussaten die Pflanzen oft unter Lichtmangel leiden und anfälliger für Schädlinge wie Läuse sind. Nur wer sich in die spät reifenden Habanerosorten verliebt hat und über ein Gewächshaus, einen Wintergarten oder UV Lampen verfügt kann mit der Anzucht ab Ende Januar beginnen. Mitte Februar bis Mitte März werden Paprika ausgesät. Idealerweise sollten sie einen Tag in einen, mit Wasser (Kamillentee) gefüllten Gefäß vorquellen. Die Keimung erfolgt nach 10- 25 Tagen bei über 25°C. Trotz frischen Saatgutes geht oft nur die Hälfte der Pflanzen auf, ohne das dabei nun eine gewisse Regelmäßigkeit zu erkennen ist. Manchmal keimt noch vier Jahre alter Samen gut, während der frische über sechs Wochen auf sich warten lässt.
Bei der Bildung des ersten Laubblattpaares werden die Keimlinge in Töpfe pikiert und etwas kühler bei 15 -20 °C und vor allem hell gehalten. Bei zu kühlen Temperaturen geraten die Jungpflanzen oft für Wochen mit ihrem Wachstum ins Stocken.
Paprika im Garten
Ab Mitte Mai werden die Jungpflanzen in gut vorgewärmten Gartenboden gesetzt. Ein kleiner Folientunnel in Verbindung mit gefüllten, dunklen Wasserkanistern gleicht die kühlen Nachttemperaturen aus.
Der wichtigste Wachstumsfaktor für Paprikapflanzen ist neben Licht genügend Wärme. Paprikapflanzen verlangen eine regelmäßige Dünger und Wasserzufuhr. Eine selbsthergestellte lockere Erde aus Sand, Blumenerde, Mutterboden und etwa einem Viertel gut abgelagertem Kompost bietet den hungrigen Pflanzen eine gute Grundlage, die sie langsam aber stetig mit Nährstoffen versorgt. Hellgrüne Blätter zeugen von Stickstoffmangel und im Bedarfsfall kann die Pflanzen mit 2 % Flüssigdüngerlösung oder etwas organischen Dünger versorgt werden. Anders als Tomaten brauchen Paprikapflanzen für große aromatische, saftige Früchte eine konstante Wasserversorgung. Im Sommer müssen die Pflanzen täglich gegossen werden. Höheren Ertrag bei Gemüsepaprika durch die bessere Verzweigung der Pflanze fördert das Ausbrechen der ersten Blütenknospe, der so genannten Königsknospe. Die buschigen reichlich verzweigten Chilipflanzen benötigen diesen Pflegeschritt nicht. Der Pflanzabstand richtet sich nach den Sorten, in der Regel reicht ein Abstand von 40 cm in der Reihe und etwa 1 m zwischen den Reihen aus. Zu dicht stehende Pflanzen konkurrieren sich gegenseitig und erschweren die Pflegearbeiten. Die Pflanzen mögen keine direkte Nachbarschaft mit Gründdung oder anderen Mischkulturen. Bei Platzmangel kann schwach zehrender Kopfsalat zwischen gepflanzt werden, der vor der Fruchtreife der Paprika geerntet wird. Spätestens wenn sich die Früchte ausbilden sollten die Pflanzen mit dünnen Bambusstöcken (Tonkinstäben) gestützt werden, damit ihre Triebe nicht vorzeitig abbrechen.
Paprika und Chili im Topfgarten
Sehr gut gedeihen Paprikapflanzen in schwarzen mindestens zehn Liter großen Kunststofftöpfen an windgeschützten warmen Stellen, z.B. auf Balkonen, in der Nähe von Hauswänden oder an Steinmauern. Im Topf sind die Pflanzen zudem vor ihren gefräßigsten Feinden, den Schnecken, besser geschützt.
Leider tritt die bei Tomaten gefürchtete Braunfäule auch schon bei den ersten Paprikapflanzen mit hässlichen braunen Flecken an Stängel und Blättern auf. Für eine erfolgreiche Ernte werden wahrscheinlich bald auch Paprika wie die Tomaten eine Überdachung benötigen.
Eigene Saatguternte
Für die Vermehrung von gutem Saatgut sind zehn bis zwanzig Pflanzen je Sorte empfehlenswert.
Milde Paprika sollten stets weit von den scharfen Sorten getrennt stehen, da sich das vielgestaltige Gemüse sehr leicht untereinander verkreuzt. Für die anderen Fruchteigenschaften wie Größe, Aroma, Farbe gilt dasselbe. Sorten die wiedervermehrt werden sollen, stehen am besten in einem einfachen Isoliertunnel aus einen feinmaschigen Insektenschutznetz.
Die Saatguternte bei den großen Gemüsepaprika und Peperoni ist einfach:
Die trockenen Samenkörner voll ausgereifter Früchte werden von den Scheidewänden und der Plazenta durch vorsichtiges abreiben entfernt und für ein paar Tage auf Tellern getrocknet. Eine große Blockpaprikafrucht kann über hundert Körner enthalten. Dennoch sollte das Saatgut aus verschiedenen Früchten von mehreren Pflanzen entnommen werden um eine breite genetische Information der Sorte aufrecht zu erhalten.
Da sich ihr Geschmack selbst von Früchten einer Pflanze sehr stark unterscheidet kann, sollten sie stets vor der Saatguternte probiert werden.
Schwieriger und zeitaufwendiger ist die Saatguternte von den scharfen Chilis. Manche Sorten wie die milde Habanero ‚NuMex Suave, gelb’ haben kaum fünf Körner. Bei den knapp einen Zentimeter großen Wildchilis müssen dutzende von kleinen Beeren und für eine ausreichende Menge an Saatgut aufgeschnitten werden. Die Samen scharfer Sorten sollten mit Handschuhen aus den Früchten entfernt werden, damit der Scharfstoff Capsaicin nicht durch unbedachte Bewegungen an Augen, Nase und Mund brennt. Auch Stunden nach der Arbeit ist die schmerzhafte Wirkung des Capsaicins zu spüren. Bei der Samenernte leisten eine Pinzette und ein Küchenmesser gute Dienste. Nach der Arbeit sollte das Werkzeug und die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden.
Hochwertige Saatgutqualität
Gutes Paprikasaatgut ist fest und lässt sich nicht eindrücken. Die Samenkörner sind zwei bis vier Millimeter groß und von ockergelber Farbe. Graue Verfärbungen weisen auf einen Pilzbefall hin. Unterschiedlich große Samenkörner sind häufig das Produkt von Verkreuzungen. Nur wenige Chiliarten wie der Baumschili haben dunkelbraune fast schwarze Samen.
Seltene nachbaubare und gartenwürdige Paprikasorten werden von Nutzpflanzenerhaltungsorganisationen wie Arche Noah in Österreich sortenecht erhalten und angeboten. Glücklicherweise gibt es auch einige professionelle Züchterbetriebe die konsequent und ausschließlich nachbaubare Sorten anbauen und diese passend für unsere klimatischen Verhältnisse weiterentwickeln.
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